„Schweige und höre ...“
Selten habe ich einen Ohrwurm – nach unserer besonderen Zeit in Kohren-Sahlis sind es gleich mehrere. Immer noch kann ich die Lieder abrufen, immer noch ist die Erinnerung sehr stark an die Gemeinschaft, die wohltuende Spiritualität und die intensive Naturerfahrung.
WalkAway könnte man etwas salopp mit „ich bin dann mal weg“ übersetzen. Wegsein aus dem Alltäglichen, die scheinbar unabänderlichen Gewohnheiten und Denkmuster hinter sich lassen.
Dabei heißt Wegsein nicht das Reisen in ferne Gebiete. Vor unserer Haustür stehend die Entscheidung zum Loslassen und Losgehen zu treffen, schafft fern geglaubte Erfahrungen.
Wir waren dabei in guten Händen. Eine kleine Gruppe entdeckungsfreudiger, fragender und suchender Menschen, begleitet von Eva und Henning.
Erste Wege in den Wald, die Beschäftigung mit vergangenen Lebensthemen, in Resonanz gehen mit der Natur um uns herum, danach sich mitteilen im geschützten Raum und Spiegelung des Gesagten, ließen uns immer näher kommen der eigentlichen Solozeit.
Ganz praktisch vorbereitet zu Fragen der Lagersuche und Platzgestaltung gingen wir am folgenden Morgen gegen sieben Uhr nach einem gemeinsamen Ritual einzeln in den nun schon vertrauten und doch auch fremden Wald.
Wo wird unser Platz sein? Erkennen wir ihn? Sind wir in der Lage, uns als Teil der Schöpfung einzulassen auf die Art, wie Pflanzen und Tiere sich uns mitteilen wollen?
Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht, einen Platz gefunden, Kontakt aufgenommen, Pflanzen und Tiere intensiv wahrgenommen.
Ein großer Bergahorn war mir der Baum, der mich am meisten anzog. Seine abblätternde Rinde gibt ein Labyrinth an Linien frei. Die hellen Rindenstücke ein wunderbarer Kontrast zum dunklen Waldboden und Material für meinen mir „heiligen“ Platz.
Nur mit Wasser auszukommen für 48 Stunden fiel mir nicht schwer. Das Alleinsein mit sich selbst jedoch forderte einen Dialog mit der Natur heraus.
Der Anblick einer still sitzenden Libelle, deren Schönheit ich schon lange einmal näher bewundern wollte, wurde mir geschenkt.
Die Bäume schützten mich vor Wind, Sonne und Regen. Ich hatte meinen Platz unter jungen Linden gewählt, bewahrt vor herabfallendem Totholz. Ganz still waren meine Nächte dort, der Wald wie ein schützender Dom – gewaltig und erhaben.
Gibt es ungegangene Wege? - so meine Frage für die Solozeit. Der Wald zeigte mir, dass Menschen schon genau dort waren, wo ich mich gerade aufhielt. Eine leere Bierflasche hier, eine und noch eine kleine leere Schnapsflasche da – ohne Etiketten, schon länger verdeckt von Grün. Überreste menschlichen Daseins, die ich mir nicht wünschte. Ein Grenzstein mitten im „Streitwald“. Wird es darüber Zwist und Kampf gegeben haben? Der Wald verriet mir nicht mehr, aber er bewahrte mich vor unliebsamen Begegnungen.
Ungegangene Wege würde ich im Leben auch so schwer finden – fast alles ist schon einmal gedacht, getan, erlaufen oder verändert worden.
Vielleicht meint „ungegangene Wege“ einfach, die Dinge anders zu sehen, neu zu bewerten und entspannter mit ihnen umzugehen. Das nehme ich mir mit in meinen Alltag.
Der Wald, die Natur insgesamt ist mir freundlich gesonnen, erbittet meine Aufmerksamkeit und hofft auf Bewahrung durch mich.
Außer ein paar besonders angeordneten Holzstücken, leeren Schneckenhäusern und Mooskisssen wird nichts mein Dagewesensein beschreiben und auch das wird mit der Zeit in den Kreislauf der Natur eingehen und verschwinden.
Meine Erinnerungen an diese Zeit, die Erfahrungen mit der Natur werden bleiben – was ich mir für meinen Alltag daraus nehme, ein spiritueller Schatz sein.
Karin S.
WalkAway könnte man etwas salopp mit „ich bin dann mal weg“ übersetzen. Wegsein aus dem Alltäglichen, die scheinbar unabänderlichen Gewohnheiten und Denkmuster hinter sich lassen.
Dabei heißt Wegsein nicht das Reisen in ferne Gebiete. Vor unserer Haustür stehend die Entscheidung zum Loslassen und Losgehen zu treffen, schafft fern geglaubte Erfahrungen.
Wir waren dabei in guten Händen. Eine kleine Gruppe entdeckungsfreudiger, fragender und suchender Menschen, begleitet von Eva und Henning.
Erste Wege in den Wald, die Beschäftigung mit vergangenen Lebensthemen, in Resonanz gehen mit der Natur um uns herum, danach sich mitteilen im geschützten Raum und Spiegelung des Gesagten, ließen uns immer näher kommen der eigentlichen Solozeit.
Ganz praktisch vorbereitet zu Fragen der Lagersuche und Platzgestaltung gingen wir am folgenden Morgen gegen sieben Uhr nach einem gemeinsamen Ritual einzeln in den nun schon vertrauten und doch auch fremden Wald.
Wo wird unser Platz sein? Erkennen wir ihn? Sind wir in der Lage, uns als Teil der Schöpfung einzulassen auf die Art, wie Pflanzen und Tiere sich uns mitteilen wollen?
Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht, einen Platz gefunden, Kontakt aufgenommen, Pflanzen und Tiere intensiv wahrgenommen.
Ein großer Bergahorn war mir der Baum, der mich am meisten anzog. Seine abblätternde Rinde gibt ein Labyrinth an Linien frei. Die hellen Rindenstücke ein wunderbarer Kontrast zum dunklen Waldboden und Material für meinen mir „heiligen“ Platz.
Nur mit Wasser auszukommen für 48 Stunden fiel mir nicht schwer. Das Alleinsein mit sich selbst jedoch forderte einen Dialog mit der Natur heraus.
Der Anblick einer still sitzenden Libelle, deren Schönheit ich schon lange einmal näher bewundern wollte, wurde mir geschenkt.
Die Bäume schützten mich vor Wind, Sonne und Regen. Ich hatte meinen Platz unter jungen Linden gewählt, bewahrt vor herabfallendem Totholz. Ganz still waren meine Nächte dort, der Wald wie ein schützender Dom – gewaltig und erhaben.
Gibt es ungegangene Wege? - so meine Frage für die Solozeit. Der Wald zeigte mir, dass Menschen schon genau dort waren, wo ich mich gerade aufhielt. Eine leere Bierflasche hier, eine und noch eine kleine leere Schnapsflasche da – ohne Etiketten, schon länger verdeckt von Grün. Überreste menschlichen Daseins, die ich mir nicht wünschte. Ein Grenzstein mitten im „Streitwald“. Wird es darüber Zwist und Kampf gegeben haben? Der Wald verriet mir nicht mehr, aber er bewahrte mich vor unliebsamen Begegnungen.
Ungegangene Wege würde ich im Leben auch so schwer finden – fast alles ist schon einmal gedacht, getan, erlaufen oder verändert worden.
Vielleicht meint „ungegangene Wege“ einfach, die Dinge anders zu sehen, neu zu bewerten und entspannter mit ihnen umzugehen. Das nehme ich mir mit in meinen Alltag.
Der Wald, die Natur insgesamt ist mir freundlich gesonnen, erbittet meine Aufmerksamkeit und hofft auf Bewahrung durch mich.
Außer ein paar besonders angeordneten Holzstücken, leeren Schneckenhäusern und Mooskisssen wird nichts mein Dagewesensein beschreiben und auch das wird mit der Zeit in den Kreislauf der Natur eingehen und verschwinden.
Meine Erinnerungen an diese Zeit, die Erfahrungen mit der Natur werden bleiben – was ich mir für meinen Alltag daraus nehme, ein spiritueller Schatz sein.
Karin S.
Teilnehmerbericht vom WalkAway short 2019
Ich, Richard Schulze, habe dieses Jahr beim WalkAway short vom 14. bis zum 16. Juni teilgenommen. Es ging mit der Anreise am Freitagnachmittag los. Wir, das bedeutet Alle die, die mit mir teilgenommen haben, haben uns erst einmal kennengelernt. Am selben Tag fuhren wir auch schon zu der Stelle, an der wir am nächsten Tag übernachten sollten. Ein Stück vom Wemsdorfer Wald zwischen Roda und Gaudichsroda. Dort suchten sich einige von uns bereits einen Platz für die Nacht aus, andere streunten nur herum und erkundeten die Gegend.
Am nächsten Tag war es dann so weit… Nach Morgenmeditation und gemeinsamen Singen bereiteten uns Herr und Frau Olschowsky auf die Solozeit vor. Dabei ging es auch um Erfahrungen von Angst und Vertrauen in unserem Leben, aber auch wie wir uns im Wald verhalten sollen. Wir bekamen noch ein paar Tipps ,z.B. wie man sich nur mit einer Plane einen Unterschlupf für die Nacht baut. Dann haben wir alle gemeinsam Nudeln mit Öl und Tomatensoße gegessen und schließlich stiegen wir auf die Fahrräder und fuhren zu der uns bekannten Stelle. Nach einem Segensritual wurden wir alle in den Wald geschickt... Wichtig dabei ist, dass wir für uns gegenseitig unsichtbar waren. Ich persönlich habe eine schöne Lichtung gefunden und mir sofort mein Tarp aufgebaut…
Dann saß ich auf meiner Lichtung und habe viel nachgedacht… Wenn ich Hunger hatte habe ich Wasser getrunken, weil die Herausforderung auch war, 12 Stunden lang nichts zu essen und nichts zu trinken außer Wasser. In diesen vielen Stunden der Leere und Stille wurde mir aber nur selten langweilig. Ich habe viel nachgedacht, meine Gedanken und Gefühle sortiert. Auch über meinen Glauben habe ich nachgedacht und ich hatte tatsächlich das Gefühl Gott in jenem Moment ein wenig näher zu sein… Es war ein schönes Gefühl.
Weniger schön wurde es als die Nacht und damit auch die Insekten kamen. Ich habe versucht zu schlafen, doch das hat lange nicht funktioniert. Dementsprechend müde war ich am nächsten Tag um 6 Uhr von dem Gesang der Vögel und der aufgehenden Sonne geweckt wurde. Trotzdem baute ich mein Tarp ab und ließ der Natur als Dankeschön, dass sie mich da schlafen lassen hat, einen Blumenstrauß da.
Als wir wieder zurück waren, aßen wir gemeinsam Frühstück und danach erzählten wir unsere Geschichten und werteten das Erlebte erst alleine, dann auch mit unseren Eltern, die inzwischen dazu gekommen waren, aus.
Für mich persönlich war der WalkAway Short ein sehr schönes Erlebnis und ich denke darüber nach, nächstes Jahr den richtigen WalkAway zu machen. Ich kann es jedem absolut empfehlen, weil es deine Grenzen austestet. Außerdem hat es mir extrem bei meiner Selbstfindung und meiner Auseinandersetzung mit meinem Glauben geholfen…
Richard Schulze, 14 Jahre
Am nächsten Tag war es dann so weit… Nach Morgenmeditation und gemeinsamen Singen bereiteten uns Herr und Frau Olschowsky auf die Solozeit vor. Dabei ging es auch um Erfahrungen von Angst und Vertrauen in unserem Leben, aber auch wie wir uns im Wald verhalten sollen. Wir bekamen noch ein paar Tipps ,z.B. wie man sich nur mit einer Plane einen Unterschlupf für die Nacht baut. Dann haben wir alle gemeinsam Nudeln mit Öl und Tomatensoße gegessen und schließlich stiegen wir auf die Fahrräder und fuhren zu der uns bekannten Stelle. Nach einem Segensritual wurden wir alle in den Wald geschickt... Wichtig dabei ist, dass wir für uns gegenseitig unsichtbar waren. Ich persönlich habe eine schöne Lichtung gefunden und mir sofort mein Tarp aufgebaut…
Dann saß ich auf meiner Lichtung und habe viel nachgedacht… Wenn ich Hunger hatte habe ich Wasser getrunken, weil die Herausforderung auch war, 12 Stunden lang nichts zu essen und nichts zu trinken außer Wasser. In diesen vielen Stunden der Leere und Stille wurde mir aber nur selten langweilig. Ich habe viel nachgedacht, meine Gedanken und Gefühle sortiert. Auch über meinen Glauben habe ich nachgedacht und ich hatte tatsächlich das Gefühl Gott in jenem Moment ein wenig näher zu sein… Es war ein schönes Gefühl.
Weniger schön wurde es als die Nacht und damit auch die Insekten kamen. Ich habe versucht zu schlafen, doch das hat lange nicht funktioniert. Dementsprechend müde war ich am nächsten Tag um 6 Uhr von dem Gesang der Vögel und der aufgehenden Sonne geweckt wurde. Trotzdem baute ich mein Tarp ab und ließ der Natur als Dankeschön, dass sie mich da schlafen lassen hat, einen Blumenstrauß da.
Als wir wieder zurück waren, aßen wir gemeinsam Frühstück und danach erzählten wir unsere Geschichten und werteten das Erlebte erst alleine, dann auch mit unseren Eltern, die inzwischen dazu gekommen waren, aus.
Für mich persönlich war der WalkAway Short ein sehr schönes Erlebnis und ich denke darüber nach, nächstes Jahr den richtigen WalkAway zu machen. Ich kann es jedem absolut empfehlen, weil es deine Grenzen austestet. Außerdem hat es mir extrem bei meiner Selbstfindung und meiner Auseinandersetzung mit meinem Glauben geholfen…
Richard Schulze, 14 Jahre
Wofür mein Herz brennt
„Gibt's hier Wölfe?“, fragt eine Teilnehmerin. Wir sitzen im Kreis und sprechen über die Sicherheit bei der bevorstehenden Solozeit im Wald. Vor mir liegen 48 Stunden allein in der Wildnis, fastend, unbehaust, gegen den angekündigten Regen nur durch eine einfache Plane geschützt. Was erwartet mich? Die Nacht davor werde ich schlecht schlafen. Zu viel geht mir durch Kopf und Herz. Mein Satz, der mich in die nächsten zwei Tage begleiten sollte, passt nicht mehr. Da ist zu viel von „zu-tun“ die Rede. Aber ich möchte einfach nur sein.
Bei der Planung meiner Konfi-Arbeit war ich auf das Angebot von Henning und Eva Olschowsky gestoßen: „WalkAway und Visionssuche - naturspirituelle Arbeit mit Konfirmand*innen“ - das sprach mich an, ich recherchierte. Und fand heraus: das gibt es auch für Erwachsene. „Wofür mein Herz brennt - WalkAway für Erwachsene“ im August im Streitwald im Kohrener Land südlich von Leipzig. Genau richtig, einmal innezuhalten in einer Zeit in der sich so viel verändert. In der ich herausgefordert und
-gelockt bin, diese Veränderungen zu bewältigen und zu gestalten. Übergänge bewusst gestalten - das ist der Sinn dieser Visionssuche mit Wildniserfahrung.
Zwei Tage und zwei Nächte losgelöst von der alltäglichen, zivilisierten Welt, alle Aufgaben aufgegeben, lebe ich mitten im Wald. Mein Platz ist eine Brache, die wohl ein Sturm gerissen hat. Trockene Fichtenäste liegen durcheinander zwischen Baumstümpfen, manche von diesen aus dem Boden gerissen. Ein paar Birkenstamm-Gerippe ragen in den wolkigen Himmel. In einem schaukeln - einem Mobile gleich - zwei ineinander verhakte Kronenäste. Und ringsherum um eine kleine freie Fläche viel junges Grün: Birken, Vogelbeeren und Traubenkirschen, Holunder, Fichten, Kiefern, Eichen und Buchen. Und Brombeeren. Ein fruchtbares Dickicht, durchwebt von Wildpfaden. Aber ein Wolf taucht nicht auf. Auch Rehe, Wildschweine und Füchse machen einen Bogen um mein Lager. Aber eine Marderfamilie besucht mich am zweiten Abend und nimmt ihr munteres Nachtmahl in einer Traubenkirsche an meinem Lagerplatz.
Hautnah erlebe ich die Natur als Spiegel dessen, was mich beschäftigt, umtreibt und antreibt. Ich spüre mich selbst als Teil eines großen Ganzen. Alle Sinne sind angesprochen: die des Körpers, die der Seele und des Geistes - und die der vierten Seite, die in unserer materialistischen Welt, in der sich alles um Ressourcen dreht - um Haben, Machen und Tun - zurückgedrängt erscheint: die Seite, die uns mit dem verbindet, das jenseits des Mess- und Machbaren liegt, zu dem wir Zugang finden durch Intuition und Spiritualität.
Ich lege die wild durcheinander liegenden Äste zu einem großen Lebensrad. Ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen. Ich ringe mit dem Hunger, mit der Schwäche, die das Fasten mit sich bringt. Ein bisschen Bewegung tut gut. Und die Ruhe - einfach da zu sitzen oder zu liegen. Zu beten und zu schlafen, zu schauen und die Gedanken treiben zu lassen… Manches schreibe ich in mein kleines Notizbuch, halte mit dem Bleistift fest, was ich wahrnehme oder so denke.
48 Stunden. Was bringe ich mit aus dem Wald? Ein Jahr, heißt es, dauert die Reifezeit für das, was in der Visionssuche gefunden wird. Erste Früchte entwickeln sich im Austausch in der Gruppe nach einem guten Frühstück und einem erfrischenden Bad im See. Anderes ist schwer in Worte zu fassen. Vielleicht spüren es Menschen, die mich kennen, die mir begegnen, mit mir zu tun haben. Es soll jedenfalls nicht mein letzter WalkAway werden. Und, wer weiß: vielleicht komme ich dahin, auch andere bei ihrer Visionssuche zu begleiten. Ich bin auf dem Weg.
Pfarrer Andreas Schütz, Kirchenkreis Eder
Bei der Planung meiner Konfi-Arbeit war ich auf das Angebot von Henning und Eva Olschowsky gestoßen: „WalkAway und Visionssuche - naturspirituelle Arbeit mit Konfirmand*innen“ - das sprach mich an, ich recherchierte. Und fand heraus: das gibt es auch für Erwachsene. „Wofür mein Herz brennt - WalkAway für Erwachsene“ im August im Streitwald im Kohrener Land südlich von Leipzig. Genau richtig, einmal innezuhalten in einer Zeit in der sich so viel verändert. In der ich herausgefordert und
-gelockt bin, diese Veränderungen zu bewältigen und zu gestalten. Übergänge bewusst gestalten - das ist der Sinn dieser Visionssuche mit Wildniserfahrung.
Zwei Tage und zwei Nächte losgelöst von der alltäglichen, zivilisierten Welt, alle Aufgaben aufgegeben, lebe ich mitten im Wald. Mein Platz ist eine Brache, die wohl ein Sturm gerissen hat. Trockene Fichtenäste liegen durcheinander zwischen Baumstümpfen, manche von diesen aus dem Boden gerissen. Ein paar Birkenstamm-Gerippe ragen in den wolkigen Himmel. In einem schaukeln - einem Mobile gleich - zwei ineinander verhakte Kronenäste. Und ringsherum um eine kleine freie Fläche viel junges Grün: Birken, Vogelbeeren und Traubenkirschen, Holunder, Fichten, Kiefern, Eichen und Buchen. Und Brombeeren. Ein fruchtbares Dickicht, durchwebt von Wildpfaden. Aber ein Wolf taucht nicht auf. Auch Rehe, Wildschweine und Füchse machen einen Bogen um mein Lager. Aber eine Marderfamilie besucht mich am zweiten Abend und nimmt ihr munteres Nachtmahl in einer Traubenkirsche an meinem Lagerplatz.
Hautnah erlebe ich die Natur als Spiegel dessen, was mich beschäftigt, umtreibt und antreibt. Ich spüre mich selbst als Teil eines großen Ganzen. Alle Sinne sind angesprochen: die des Körpers, die der Seele und des Geistes - und die der vierten Seite, die in unserer materialistischen Welt, in der sich alles um Ressourcen dreht - um Haben, Machen und Tun - zurückgedrängt erscheint: die Seite, die uns mit dem verbindet, das jenseits des Mess- und Machbaren liegt, zu dem wir Zugang finden durch Intuition und Spiritualität.
Ich lege die wild durcheinander liegenden Äste zu einem großen Lebensrad. Ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen. Ich ringe mit dem Hunger, mit der Schwäche, die das Fasten mit sich bringt. Ein bisschen Bewegung tut gut. Und die Ruhe - einfach da zu sitzen oder zu liegen. Zu beten und zu schlafen, zu schauen und die Gedanken treiben zu lassen… Manches schreibe ich in mein kleines Notizbuch, halte mit dem Bleistift fest, was ich wahrnehme oder so denke.
48 Stunden. Was bringe ich mit aus dem Wald? Ein Jahr, heißt es, dauert die Reifezeit für das, was in der Visionssuche gefunden wird. Erste Früchte entwickeln sich im Austausch in der Gruppe nach einem guten Frühstück und einem erfrischenden Bad im See. Anderes ist schwer in Worte zu fassen. Vielleicht spüren es Menschen, die mich kennen, die mir begegnen, mit mir zu tun haben. Es soll jedenfalls nicht mein letzter WalkAway werden. Und, wer weiß: vielleicht komme ich dahin, auch andere bei ihrer Visionssuche zu begleiten. Ich bin auf dem Weg.
Pfarrer Andreas Schütz, Kirchenkreis Eder
Wofür mein Herz brennt August 2021
Fast atemlos bin ich auf dem Waldweg angekommen und schwanke zwischen Orientierungslosigkeit und Wut. Das Gestrüpp, der Fluss und Anderes liegen hinter und nun ein steiler Hang vor mir - das zehrt an meinen Kräften. Hastig ziehe ich Luft durch die trockene Kehle und beruhige mich langsam. Der schwere Rucksack lastet auf meinen Schultern. Ich halte inne und erkenne: der Spiegel meines eigenen Verhaltens liegt offen vor mir. Dies bedrückt mich.
Die mich umgebende Natur schenkt mir ihre Wahrheit, um in meine Seele blicken zu dürfen. Das Schweigen der dunklen Nacht gibt mir Kraft zum Gelassensein. Feuer, Erde, Wasser und Luft, die ganze Schöpfung zeigt mir in diesen Tagen, dass ich ein Teil aus ihr bin. Sie heißt mich Willkommen und führt mich in ihr Geheimnis ein, wenn ich dafür offen bin. Ich darf mich ihr hingeben um meiner selbst willen. „Fly like an eagle, flying so high. Circling through the universe, flying so high“, so singen wir, die Teilnehmenden der Visionssuche immer und immer wieder. Meine Gedanken fliegen wie der Adler, denn dort oben sind sie frei und schenken einen anderen Blick auf mein Selbst.
Johanna, 37 Jahre
Die mich umgebende Natur schenkt mir ihre Wahrheit, um in meine Seele blicken zu dürfen. Das Schweigen der dunklen Nacht gibt mir Kraft zum Gelassensein. Feuer, Erde, Wasser und Luft, die ganze Schöpfung zeigt mir in diesen Tagen, dass ich ein Teil aus ihr bin. Sie heißt mich Willkommen und führt mich in ihr Geheimnis ein, wenn ich dafür offen bin. Ich darf mich ihr hingeben um meiner selbst willen. „Fly like an eagle, flying so high. Circling through the universe, flying so high“, so singen wir, die Teilnehmenden der Visionssuche immer und immer wieder. Meine Gedanken fliegen wie der Adler, denn dort oben sind sie frei und schenken einen anderen Blick auf mein Selbst.
Johanna, 37 Jahre
Bericht Visionssuche August 2021
Ein Dank an Eva und Henning
Wo gehst du hin? In den Wald? Das wär nichts für mich. So die Aussagen meiner Bekannten, wenn ich von
meinem Urlaubsplan erzählte. Ja für mich eigentlich auch nicht, aber es zieht mich trotzdem hin und ich will mich meiner Angst stellen. VISIONSSUCHE -ich weiss nicht wirklich was mich erwartet, aber ich bin an einem Punkt in meinem Leben wo ich mich im Kreis drehe. Es fehlt mir der Schwung aus dem Kreis herauszukommen und weiterzugehen und da bekomme ich den Flyer Visionssuche in die Hand. Das kann kein Zufall sein. Es ist noch Platz frei und ich melde mich an. Je näher der Tag des Beginns heranrückt, umso mehr Zweifel kommen mir- vielleicht hab ich mir zu viel zugetraut, 48 h allein im Wald, ich geh ja kaum am Tag allein. Was mache ich wenn Wildschweine kommen, ist es gefährlich... Was wenn es kalt ist, regnet oder gar gewittert? Naja es bleibt ja immer die Option die Sache abzubrechen. Also bin ich am 15.8. In Der HVHS Kohren-Sahlis und lass mich auf das Experiment ein. Die Begrüssung ist sehr herzlich. wir sind 7 Visionssuchende und Henning und Eva begleiten uns durch dieses Ritual. Wir bekommen in einem geschützten Raum (unserem blauen Salon) die Grundlagen des Medizinrades erklärt und wie man damit spirituell arbeiten kann. Noch am 1.Nachmittag geht es mit einer Aufgabe zur 1. Naturerkundung hinaus. Mit Hilfe einer Schwelle verändert sich die Wahrnehmung der Natur und wir können in der anschließenden Runde von unseren Eindrücken bzw. Begegnungen berichten und bekommen sie von Eva und Henning gespiegelt. Wir singen gemeinsam und mich begleiten die Lieder durch die ganze Zeit wie Mantras. Am 2. Vorbereitungstag gibt es noch einmal eine Naturbegegnung. Wir gehen mit der 2. Aufgabe im Sinne des Medizinrades hinaus und treffen uns danach in der Runde um wieder von unseren Erlebnissen zu erzählen die diesmal von Eva, Henning und derGruppe gespiegelt werden. Zur Vorbereitung gehören auch die Vorführung eines Tarpaufbaus, die Klärung aller offenen Fragen zur Solozeit und die Erläuterung des Sicherheitssystem. Jetzt ist kein Gedanke von abbrechen mehr in meinem Kopf. Die Aufregung steigt, aber es ist ein gutes Gefühl. Am anderen Morgen werden wir mit einem Ritual und unserer ureigenen ausformulierten Frage zur Visionssuche auf den Weg geschickt. 48 Stunden nur mit mir und der Natur allein. Es ist viel Zeit, den passenden Platz für die Nacht zu finden, die Zeichen der Natur wahrzunehmen, den Gedanken freien Lauf zu lassen, zu meditieren, zu singen, sich mit seiner Frage zu beschäftigen, alle Sinne zu schärfen, kleine Rituale abzuhalten... Gedanken schriftlich zu fixieren. Langsam hüllt die gefürchtete Nacht mich ein und verliert in der Realität ihren Schrecken. Ich werde zum Ohr und lausche welche Tiere mich besuchen und fühle mich dabei beschützt. Der Kommende Tag begrüßt mich freundlich und gibt mir noch einmal die Chance 24 Stunden neue Eindrücke zu sammeln, vielleicht eine andere Seite meines Waldes zu erleben. Das Fasten verstärkt alle Sinne. Die 2. Nacht bricht so langsam herein und für mich ist auch diese 2. Nacht nicht ohne vorherige Ängste zu bewältigen. Ich verbinde mich in Gedanken mit meinen 6 Mitstreitern und werde ruhiger. Was für ein Glücksgefühl, als am 2. Morgen die Dämmerung anbricht. Ich habe es geschafft. Ein bisschen genieße ich noch den morgendlichen Anblick meines vertrauten Waldes, packe Tarp und Isomatte, Schlafsack und Wasserflasche zusammen, bedanke mich bei Mutter Natur indem ich den aufgefunden Müll beräume und werde am Startkreis wieder mit einem Ritual empfangen. Geschafft, aber glücklich! Im Laufe dieses Tages treffen wir uns wieder in vertrauter Runde und jeder kann von seinen Erlebnissen und ganz eigenen Erfahrungen berichten. Das Spiegeln erfolgt diesmal im Gespräch zwischen Eva und Henning. Dadurch kann man noch einmal einen anderen Blick auf das Erlebte bekommen und andere Erkenntnisse aus seinen Erfahrungen ziehen. Es ist spannend die Erlebnisse der Anderen zu hören und wir stellen fest- jeder bekommt die Erfahrungen, die er gerade braucht. Wie wunderbar ist das für uns eingerichtet, wenn man sich darauf einlässt! An diesem Abend sitzen wir gemeinsam am Feuer singen, erzählen, bekommen vorgelesen und geniessen das Zusammensein. Der letzte Tag beginnt wieder im blauen Salon. Wie kann ich die neuen Erfahrungen ganz konkret mit in den Alltag nehmen- ein ganz wichtiges Thema für mich, da mich ganz oft der Alltag viel zu schnell wieder einholt. Um die Erinnerung noch lange zu erhalten und sichtbar zu machen, kann sich jeder einen Gebetstock gestalten und seine Gedanken dazu in der Runde erzählen. Wieder ist es interessant, die vielen verschiedenen Varianten zu sehen und zu hören. Nach 5 Tagen fällt der Abschied dann doch etwas schwer. Sie waren gefüllt mit ganz besonderen Eindrücken, Gefühlen und (Selbst-) Erkenntnissen und werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Heute steht mein Gebetstock an einem gut sichtbaren Platz und ich versuche mich so oft wie möglich mit dieser wunderbaren Erfahrung zu verbinden, die mir Kraft und
Selbstbewusstsein vermittelt hat.
Grit Weiße
Wo gehst du hin? In den Wald? Das wär nichts für mich. So die Aussagen meiner Bekannten, wenn ich von
meinem Urlaubsplan erzählte. Ja für mich eigentlich auch nicht, aber es zieht mich trotzdem hin und ich will mich meiner Angst stellen. VISIONSSUCHE -ich weiss nicht wirklich was mich erwartet, aber ich bin an einem Punkt in meinem Leben wo ich mich im Kreis drehe. Es fehlt mir der Schwung aus dem Kreis herauszukommen und weiterzugehen und da bekomme ich den Flyer Visionssuche in die Hand. Das kann kein Zufall sein. Es ist noch Platz frei und ich melde mich an. Je näher der Tag des Beginns heranrückt, umso mehr Zweifel kommen mir- vielleicht hab ich mir zu viel zugetraut, 48 h allein im Wald, ich geh ja kaum am Tag allein. Was mache ich wenn Wildschweine kommen, ist es gefährlich... Was wenn es kalt ist, regnet oder gar gewittert? Naja es bleibt ja immer die Option die Sache abzubrechen. Also bin ich am 15.8. In Der HVHS Kohren-Sahlis und lass mich auf das Experiment ein. Die Begrüssung ist sehr herzlich. wir sind 7 Visionssuchende und Henning und Eva begleiten uns durch dieses Ritual. Wir bekommen in einem geschützten Raum (unserem blauen Salon) die Grundlagen des Medizinrades erklärt und wie man damit spirituell arbeiten kann. Noch am 1.Nachmittag geht es mit einer Aufgabe zur 1. Naturerkundung hinaus. Mit Hilfe einer Schwelle verändert sich die Wahrnehmung der Natur und wir können in der anschließenden Runde von unseren Eindrücken bzw. Begegnungen berichten und bekommen sie von Eva und Henning gespiegelt. Wir singen gemeinsam und mich begleiten die Lieder durch die ganze Zeit wie Mantras. Am 2. Vorbereitungstag gibt es noch einmal eine Naturbegegnung. Wir gehen mit der 2. Aufgabe im Sinne des Medizinrades hinaus und treffen uns danach in der Runde um wieder von unseren Erlebnissen zu erzählen die diesmal von Eva, Henning und derGruppe gespiegelt werden. Zur Vorbereitung gehören auch die Vorführung eines Tarpaufbaus, die Klärung aller offenen Fragen zur Solozeit und die Erläuterung des Sicherheitssystem. Jetzt ist kein Gedanke von abbrechen mehr in meinem Kopf. Die Aufregung steigt, aber es ist ein gutes Gefühl. Am anderen Morgen werden wir mit einem Ritual und unserer ureigenen ausformulierten Frage zur Visionssuche auf den Weg geschickt. 48 Stunden nur mit mir und der Natur allein. Es ist viel Zeit, den passenden Platz für die Nacht zu finden, die Zeichen der Natur wahrzunehmen, den Gedanken freien Lauf zu lassen, zu meditieren, zu singen, sich mit seiner Frage zu beschäftigen, alle Sinne zu schärfen, kleine Rituale abzuhalten... Gedanken schriftlich zu fixieren. Langsam hüllt die gefürchtete Nacht mich ein und verliert in der Realität ihren Schrecken. Ich werde zum Ohr und lausche welche Tiere mich besuchen und fühle mich dabei beschützt. Der Kommende Tag begrüßt mich freundlich und gibt mir noch einmal die Chance 24 Stunden neue Eindrücke zu sammeln, vielleicht eine andere Seite meines Waldes zu erleben. Das Fasten verstärkt alle Sinne. Die 2. Nacht bricht so langsam herein und für mich ist auch diese 2. Nacht nicht ohne vorherige Ängste zu bewältigen. Ich verbinde mich in Gedanken mit meinen 6 Mitstreitern und werde ruhiger. Was für ein Glücksgefühl, als am 2. Morgen die Dämmerung anbricht. Ich habe es geschafft. Ein bisschen genieße ich noch den morgendlichen Anblick meines vertrauten Waldes, packe Tarp und Isomatte, Schlafsack und Wasserflasche zusammen, bedanke mich bei Mutter Natur indem ich den aufgefunden Müll beräume und werde am Startkreis wieder mit einem Ritual empfangen. Geschafft, aber glücklich! Im Laufe dieses Tages treffen wir uns wieder in vertrauter Runde und jeder kann von seinen Erlebnissen und ganz eigenen Erfahrungen berichten. Das Spiegeln erfolgt diesmal im Gespräch zwischen Eva und Henning. Dadurch kann man noch einmal einen anderen Blick auf das Erlebte bekommen und andere Erkenntnisse aus seinen Erfahrungen ziehen. Es ist spannend die Erlebnisse der Anderen zu hören und wir stellen fest- jeder bekommt die Erfahrungen, die er gerade braucht. Wie wunderbar ist das für uns eingerichtet, wenn man sich darauf einlässt! An diesem Abend sitzen wir gemeinsam am Feuer singen, erzählen, bekommen vorgelesen und geniessen das Zusammensein. Der letzte Tag beginnt wieder im blauen Salon. Wie kann ich die neuen Erfahrungen ganz konkret mit in den Alltag nehmen- ein ganz wichtiges Thema für mich, da mich ganz oft der Alltag viel zu schnell wieder einholt. Um die Erinnerung noch lange zu erhalten und sichtbar zu machen, kann sich jeder einen Gebetstock gestalten und seine Gedanken dazu in der Runde erzählen. Wieder ist es interessant, die vielen verschiedenen Varianten zu sehen und zu hören. Nach 5 Tagen fällt der Abschied dann doch etwas schwer. Sie waren gefüllt mit ganz besonderen Eindrücken, Gefühlen und (Selbst-) Erkenntnissen und werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Heute steht mein Gebetstock an einem gut sichtbaren Platz und ich versuche mich so oft wie möglich mit dieser wunderbaren Erfahrung zu verbinden, die mir Kraft und
Selbstbewusstsein vermittelt hat.
Grit Weiße